Arik Brauer

* 04.01.1929 in Wien
† 24.01.2021

Angelegt am 25.01.2021
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Über den Trauerfall (9)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Arik Brauer, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Arik Brauer

25.01.2021 um 20:31 Uhr von Redaktion

Arik Brauer, bürgerlich Erich Brauer (* 4. Jänner 1929 in Wien; † 24. Jänner 2021[, war ein österreichischer Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter. Er gilt als einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Leben und Werk

25.01.2021 um 20:30 Uhr von Redaktion

Brauer wurde als Sohn eines aus Litauen stammenden jüdischen Schuhmachers in Ottakring geboren. Die Eltern hatten sich, als überzeugte Anhänger der Ideale des Roten Wien, bei einem Kurs im Ottakringer Volksheim kennengelernt. Zunächst die Februarkämpfe 1934, die er als Wurzel seines „lebenslangen Antifaschismus“ sah,[2] und ab 1938 die Herrschaft der Nationalsozialisten beendeten seine unbeschwerte Kindheit im Wien der 1930er Jahre. Brauers Vater starb in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte untergetaucht in Wien in einem Versteck. Nach dem Krieg schloss sich der junge Brauer zunächst der KPÖ an, wandte sich aber bald enttäuscht von der kommunistischen Bewegung ab.

Bis 1951 studierte Brauer an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh. Während dieser Zeit gründete er mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Helmut Leherb die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Ab 1947 studierte er zusätzlich Gesang an der Musikschule der Stadt Wien. Zwischen 1951 und 1954 reiste er mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika, was er später im Lied Reise nach Afrika verarbeitete. 1954/55 lebte er als Sänger und Tänzer in Israel und trat 1956 als Tänzer im Raimundtheater in Wien auf. Im Jahr darauf heiratete er in Israel Naomi Dahabani, eine Israelin jemenitischer Abstammung, und zog mit ihr nach Paris, wo das Paar als israelisches Gesangsduo Neomi et Arik Bar-Or seinen Lebensunterhalt verdiente. In Paris hatte er seine erste erfolgreiche Einzelausstellung.

Als Brauer 1964 die Pariser Bohème verließ und wieder nach Wien zurückkehrte, genossen die Künstler der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bereits große Popularität, und es gab von 1953 bis 1965 eine Weltwanderausstellung. Neben Wien war Brauer seit dieser Zeit auch im Künstlerdorf En Hod in Israel ansässig, wo er aus einer Ruine ein künstlerisch gestaltetes Haus schuf. Seine Friedensreich Hundertwasser nahestehende Auffassung von Architektur fasste er in dem Lied Glaub nicht an das Winkelmaß und wohn in einem runden Haus zusammen. Zu dieser Zeit begann er auch Bühnenbilder für die Wiener Staatsoper (Medea von Luigi Cherubini, 1972; Regie August Everding), das Opernhaus Zürich[3], das Theater an der Wien und die Pariser Oper (Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, 1977; Regie Horst Zankl, Dirigent Karl Böhm) zu gestalten.

 

Bereits in Paris hatte ihn H. C. Artmann bei einem Besuch ermutigt („Burli, des muasst mochen“), seine im Wiener Dialekt verfassten Lieder öffentlich zu machen. Im Dialekt schrieb er, wie er erklärte, weil das „die Sprache der Arbeiterklasse“ ist, in der „die Poesie der Straße“ liegt. Die Gesangskarriere Brauers erreichte in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt. Für ihn kam der Erfolg überraschend und unerwartet. Er hatte sich nie als Pop-Sänger gesehen, sondern als Maler. Mit Liedern wie Sie hab’n a Haus baut und Sein Köpferl im Sand („Hinter meiner, vorder meiner“) auf der Langspielplatte Arik Brauer, 1971 (zweimal Gold), oder der Langspielplatte Sieben auf einen Streich 1978 wurde Brauer zu einem der Väter des Austropop in dessen politisch engagierter Ausrichtung. Seit 2000 trat er mit seinen Töchtern und Elias Meiri als Die Brauers auf.

 

1986 bis 1997 war Arik Brauer ordentlicher Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.[5] 1991 begann er mit der künstlerischen Gestaltung des 1994 fertiggestellten Arik-Brauer-Hauses im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf. 2002 erhielt er den Auftrag der Botschaft Österreichs in Berlin zur Gestaltung des österreichischen Buddy Bär

Kennzeichnend für das künstlerische Werk Brauers sind die farbenfrohen Flächen, die detaillierte Kleinarbeit und die Einbindung aktueller politischer Ereignisse in Bilder mit traum- und märchenhafter Atmosphäre, wobei Einflüsse von Pieter Bruegel dem Älteren sowie orientalischer Miniaturmalerei zu verzeichnen sind.

Für Diskussionen sorgten Aussagen Brauers 2018 in einer Im Zentrum-Sendung des ORF anlässlich des 80. Jahrestages des „Anschlusses“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938.[6] Dort hielt er fest, dass ihm als Jude heute der Antijudaismus muslimischer Flüchtlinge mehr Sorgen bereitet, als der heimischer Neonazis. In anschließenden Interviews danach gefragt, erklärte er, dass seiner Einschätzung nach „die Mehrheit der arabischen Muslime die Juden hassen“ weil sie sich vom Staat Israel gedemütigt fühlten. Er nehme das aber gar nicht persönlich, denn „sie wurden so erzogen und vielleicht würde ich das an ihrer Stelle auch so sehen.“ In Bezug auf die zu dieser Zeit aktuelle „Liederbuch-Affäre“ um Gesangsbücher mit antisemitischen Liedern einer Wiener Neustädter Burschenschaft meinte er, es wäre „bestimmt nicht einer dieser Fechter, die da so ein Lied singen,“ die ihn umbringen würden. Als im selben Jahr das Mauthausen Komitee anlässlich der Internationalen Befreiungsfeier des KZ Mauthausen, zu der gewöhnlich die österreichische Regierung geschlossen erscheint, die FPÖ-Vertreter der Bundesregierung Kurz I ausgeladen und sich auf einen Beschluss aus den 1960er-Jahren berufen hatte, kritisierte Brauer diesen Boykott und nannte ihn einen „großen Fehler“.Er erklärte seine Haltung damit, dass „ja nicht jene Vertreter nach Mauthausen kommen würden, die im Verdacht des Antisemitismus stehen. Sondern jene FPÖ-Politiker, deren historische Aufgabe es ist, die FPÖ zu einer demokratischen Partei zu formen“. Für diesen Umbruch sah er zu dem Zeitpunkt die „ersten Anzeichen“.

Familie

Arik Brauer war Vater von Timna Brauer, Ruth Brauer-Kvam und Talja. Er verstarb im Jänner 2021 im Alter von 92 Jahren im Kreis seiner Familie. Diese berichtet von den letzten Worten Brauers wie folgt: „Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten, da existiert man nicht.“

Auszeichnungen

25.01.2021 um 20:26 Uhr von Redaktion

1979: Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst

2002: Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse

2011: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

2015: Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk

2018: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

2019: Fritz-Csoklich-Demokratiepreis

Ausstellungen

25.01.2021 um 20:25 Uhr von Redaktion

2003: Schieß nicht auf die Blaue Blume ...! Kunst Haus Wien, 11. September 2003 – 18. Januar 2004

2009: Arik Brauer und die Bibel – Zum 80. Geburtstag, Dom Museum Wien

2014: Von Generation zu Generation. Die neue Haggada von Arik Brauer, Jüdisches Museum Wien, 22. Jänner 2014 – 9. Juni 2014

2014/15: Arik Brauer - Gesamt.Kunst.Werk Leopold Museum, 14. November 2014 – 16. Februar 2015

2019: Arik Brauer. Alle meine Künste, Jüdisches Museum Wien, 3. April 2019 – 20. Oktober 2019

2019: Arik Brauer. Phantastisch-Realistisch. Ein Lebenswerk, Kunsthalle Erfurt, 4. August 2019 – 27. Oktober 2019

Bildende Kunst

25.01.2021 um 20:24 Uhr von Redaktion

Vogelfang, 1962

Turm aus gebrannter Erde, 1962/63

Der Regenmacher vom Karmel, 1964

Die Verfolgung des jüdischen Volks, Zyklus, ab 1973

Menschenrechte, 1975 (Zyklus von Farbradierungen)

Bühnenbilder und Kostüme zur Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart an der Pariser Oper, 1975

Mein Vater im Winter, 1983

Sesam öffne dich, 1989 (Fernsehspiel mit Tochter Timna Brauer)

Arik-Brauer-Haus in Wien 6, Gumpendorfer Straße 134/136, fertiggestellt 1993

Fassade der Pfarrkirche Am Tabor in Wien 2, 1996

Fassade der Zwi-Perez-Chajes-Schule in Wien 2, Castellezgasse 35 (am Augarten)

Fassade des Rathauses in Voitsberg (Steiermark) 2002

Schieß nicht auf die blaue Blume, 2003

Friedensverhandlung, 2003

Adam im Feuerwind, 2003

Sommernacht, 2003

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